Samstag, 14. September 2024

Friedrich von Hardenberg in Freiberg

Novalis


Anfang Dezember 1797 traf von Hardenberg in Freiberg zum Studium an der dortigen Bergakademie ein. In Freiberg wurde er ein Schüler Abraham Gottlob Werners, des damals angesehndsten Geologen und Bergwissenschaflers seiner Zeit, den er später in seinem Roman »Heinrich von Ofterdingen« ein Denkmal setzen sollte als einem alten naturkundigen Bergmann seines Namens.

Das Studium an der Bergakademie Freiberg umfasste Bergwerkskunde, Mathematik, Chemie sowie die praktische Tätigkeit in den Gruben und war damit eine ausgesprochen weitreichende, umfassende Ausbildung, zumal die Naturlehre damals mehr umfasste als die späteren Naturwissenschaften.

Daß er seinem Studium mit großem Eifer nachging, beweisen unter anderem seine wissenschaftlichen Arbeiten, die den größten Teil seiner Freiberger Fragmente bilden. Vielfach nimmt er später in seinen Liedern Vergleiche aus dem Bergmannsleben. 1798 erschienen seine ersten Beiträge unter dem Titel "Blüthenstaub".

Weblink:

Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg Biografie - tu-freiberg.de

Samstag, 24. August 2024

»An Agathon« von Novalis

Agathon von Athen – Saluton

Wenn Könige mit Gunst dich überhäufen,
Rund um dich Gold in hohen Haufen lacht,
Und zwanzig Schiffe dir durch alle Meere streifen,
Und für dein Wohl Fortuna treulich wacht,
So rühmet jedermann dein Glück; doch stets vergebens,
Denn hast du nicht dabei Philosophie des Lebens,
So hast du nichts.

»An Agathon« von Novalis

Samstag, 15. Juni 2024

Novalis und die Romantik

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Philosophie und Theologie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Romantik wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden.

Die Epoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik.

Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Literatur der Romantik. Sie ist der Schauplatz für viele weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Samstag, 11. Mai 2024

Blüthenstaub Gedanke

"Die Phantasie setzt die künftige Welt entweder in die Höhe, oder in die Tiefe, oder in der Metempsychose zu uns. Wir träumen von Reisen durch das Weltall: ist denn das Weltall nicht in uns? Die Tiefen unseres Geistes kennen wir nicht. — Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft. Die Außenwelt ist die Schattenwelt, sie wirft ihren Schatten in das Lichtreich. Jetzt scheint es uns freilich innerlich so dunkel, einsam, gestaltlos, aber wie ganz anders wird es uns dünken, wenn diese Verfinsterung vorbei, und der Schattenkörper hinweggerückt ist. Wir werden mehr genießen als je, denn unser Geist hat entbehrt."

Blüthenstaub, 1798 Novalis

Dienstag, 1. November 2022

»Hymnen an die Nacht« von Novalis - Dritte Strophe


Einst da ich bittre Thränen vergoß, da in Schmerz aufgelöst meine Hoffnung zerrann, und ich einsam stand am dürren Hügel, der in engen, dunkeln Raum die Gestalt meines Lebens barg - einsam, wie noch kein Einsamer war, von unsäglicher Angst getrieben - kraftlos, nur ein Gedanken des Elends noch. - Wie ich da nach Hülfe umherschaute, vorwärts nicht konnte und rückwärts nicht, und am fliehenden, verlöschten Leben mit unendlicher Sehnsucht hing: - da kam aus blauen Fernen - von den Höhen meiner alten Seligkeit ein Dämmerungsschauer - und mit einemmale riß das Band der Geburt - des Lichtes Fessel. Hin floh die irdische Herrlichkeit und meine Trauer mit ihr - zusammen floß die Wehmuth in eine neue, unergründliche Welt - du Nachtbegeisterung, Schlummer des Himmels kamst über mich - die Gegend hob sich sacht empor; über der Gegend schwebte mein entbundner, neugeborner Geist. Zur Staubwolke wurde der Hügel - durch die Wolke sah ich die verklärten Züge der Geliebten. In ihren Augen ruhte die Ewigkeit - ich faßte ihre Hände, und die Thränen wurden ein funkelndes, unzerreißliches Band. Jahrtausende zogen abwärts in die Ferne, wie Ungewitter. An Ihrem Halse weint ich dem neuen Leben entzückende Thränen. - Es war der erste, einzige Traum - und erst seitdem fühl ich ewigen, unwandelbaren Glauben an den Himmel der Nacht und sein Licht, die Geliebte.

 

Die »Hymnen an die Nacht« sind ein Zyklus von sechs eng untereinander verbundenen Poemen, gekleidet in eine eigentümliche Mischung Prosagedicht und Vers.

In vielerlei Hinsicht sind die »Hymnen an die Nacht« ein Gedicht ihrer Zeit.

Ihr Thema ist die Überwindung des Todes im Bewußtsein, denn an der physischen Tatsache des Lebensendes führt kein Weg vorbei.

So lassen sich die »Hymnen« eine religiöse Dichtung nennen, aber der Begriff ist zu allgemein, um diese Dichtung damit hinreichend und trefflich zu beschreiben.

»Hymnen an die Nacht« von Novalis, Dritte Strophe



Video:

Hymnen an die Nacht - Youtube

Samstag, 10. September 2022

»Die Christenbeit oder Europa« von Novalis (K)


»Die Christenbeit oder Europa« ist ein 1799 entstandener Aufsatz von Novalis, der in Dichterkreisen viel diskutiert, jedoch wegen Bedenken auf Anraten Goethes nicht veröffentlicht wurde. Der Aufsatz beschwört die vision eines einheitlichen Europa unter vereinigt in einem gemeinsamen Glauben, der aus der christlichen Vergangenheit des Mittelalters heraufbeschworen wird.

Novalis war ein Genius des Christentums. Für ihn, den Freiherrn Friedrich von Hardenberg, bedurfte es eines größeren Zieles seines Weges, der über die Philosophie und die Kunst führte und nicht über die aktuelle Politik. Immerhin jedoch keimte daraus schließlich der Gedanke an sein Land als Teil eines kontinental-europäischen Staatenbundes.

Novalis'Aufsatz »Die Christenbeit oder Europa« aus dem Jahre 1799 kündete zum erstenmal öffentlich in deutscher Sprache von der Vision einer europäischen Gemeinschaft. Inspiriert von Schleiermachers Schrift, hatte er den Text gerade dem Freundeskreis in Jena vorgetragen.

Denn auf Religion wie auf Politik bezog sich die Vision, die darin ausqesprochen wird, und durch ein ncucs Verständnis von Geschichte sollte sie gerechtfertigt werden. Es werde «so lange Blut über Europa strömen bis die Nationen ihren fürchterlichen Wahnsinn gerecht werden, der sie im Kreise herumtreibt», verkündete Novalis, und dauern werde das, bis «die Christenheit mit neuer Herrlichkeit sichtbar aul Erden in ihr altes friedenstiftendes Ämt»: installiert werde. Daraus ist, wie man will, nichts geworden. Das Reich der Christenheit jedoch ist längst größer im Raum und kleiner in den Köpfen geworden. Kann also die Betrachtung von Novalis' kleiner Schrift mehr sein als der Feststellung einer Ernüchterung und die Abwicklung einer Vision, harre doch Novalis selbst schon Schwierigkeiten damit, verstanden zu werden, a1s er sie zuerst verkündete?

Politisch war es eine turbulente Zeit, als Norvalis das Manuskript seiner Rede über die Christenheit Ende Oktober/Anfang November 1799 niederschrieb. Der französische König Ludwig XVI. wurde 1793 hingerichtet, Papst Pius VI. im Februar 1798 gefangensetzt) der Vatikan in eine Republik umgewandelt und als Pius am 29. August 1799 in französischer Haft starb, die Wahl eines neuen Papstes verboten. Statt seiner hatte ein Herrscher im Reiche der Politik und des Krieges seine Interessen angemeldet: Am 9. Oktober war Napoleon Bonaparte, zwei Jahre jünger als August Wilhelm Schlegel und drei Jahre älter als Hardenberg, von seinem Ägyptenfeldzug, also aus dem «Morgenland», zurückgekehrt, sondern nicht nur mit einer Armee, sondern auch mit einer Änzahl von Wissenschaftlern ausgezogen war. Die aber waren beauftragt mit der Erforschung von Natur und Kultur des Landes, denn ein Stück Orient sollte erobert und durch einen Akt nicht militärischer, sondern intellektueller Besitzergreifung unterworfen werden.

Am 9. November 1799, dem 18. Brumaire, als sich die jungen Literaten gerade in Jena versammelten, stürzte Napoleon in Paris die Direktorialregierung und setzte sich als Erster Konsul ein. Vorausgegangen aber war dem allen eine Dekade der Revolution in Frankreich, deren Folgeerscheinunqen sich nun über Europa auszudehnen begannen, denn mit der Macht über seine eigene Nation wollte sich Napoleon von vornherein nicht begnügen.

Samstag, 16. Juli 2022

Heinrich träumt von der blauen Blume



Im »Ofterdingen« wird es Heinrich eng, nachdem er von der blauen Blume geträumt hat. Er will das Schicksal seines Vaters vermeiden, der lustlos und resigniert seiner Arbeit nachgeht. Heinrich bricht auf zu einer Reise ins Unabsehbare. Gefragt wohin er unterweges sei, antwortet er: immer nach Haus. Es ist das größere, das Ungeheure, das er sucht, und Novalis wollte es ihn auch finden lassen, im fünften oder sechsten Band des als riesenhaften Zyklus angelegten Romans. Aber er starb darüber. Und so blieb der Roman ein Torso der romantischen Autbruchsbewegung.