Dienstag, 1. November 2022

»Hymnen an die Nacht« von Novalis - Dritte Strophe


Einst da ich bittre Thränen vergoß, da in Schmerz aufgelöst meine Hoffnung zerrann, und ich einsam stand am dürren Hügel, der in engen, dunkeln Raum die Gestalt meines Lebens barg - einsam, wie noch kein Einsamer war, von unsäglicher Angst getrieben - kraftlos, nur ein Gedanken des Elends noch. - Wie ich da nach Hülfe umherschaute, vorwärts nicht konnte und rückwärts nicht, und am fliehenden, verlöschten Leben mit unendlicher Sehnsucht hing: - da kam aus blauen Fernen - von den Höhen meiner alten Seligkeit ein Dämmerungsschauer - und mit einemmale riß das Band der Geburt - des Lichtes Fessel. Hin floh die irdische Herrlichkeit und meine Trauer mit ihr - zusammen floß die Wehmuth in eine neue, unergründliche Welt - du Nachtbegeisterung, Schlummer des Himmels kamst über mich - die Gegend hob sich sacht empor; über der Gegend schwebte mein entbundner, neugeborner Geist. Zur Staubwolke wurde der Hügel - durch die Wolke sah ich die verklärten Züge der Geliebten. In ihren Augen ruhte die Ewigkeit - ich faßte ihre Hände, und die Thränen wurden ein funkelndes, unzerreißliches Band. Jahrtausende zogen abwärts in die Ferne, wie Ungewitter. An Ihrem Halse weint ich dem neuen Leben entzückende Thränen. - Es war der erste, einzige Traum - und erst seitdem fühl ich ewigen, unwandelbaren Glauben an den Himmel der Nacht und sein Licht, die Geliebte.

 

Die »Hymnen an die Nacht« sind ein Zyklus von sechs eng untereinander verbundenen Poemen, gekleidet in eine eigentümliche Mischung Prosagedicht und Vers.

In vielerlei Hinsicht sind die »Hymnen an die Nacht« ein Gedicht ihrer Zeit.

Ihr Thema ist die Überwindung des Todes im Bewußtsein, denn an der physischen Tatsache des Lebensendes führt kein Weg vorbei.

So lassen sich die »Hymnen« eine religiöse Dichtung nennen, aber der Begriff ist zu allgemein, um diese Dichtung damit hinreichend und trefflich zu beschreiben.

»Hymnen an die Nacht« von Novalis, Dritte Strophe



Video:

Hymnen an die Nacht - Youtube

Samstag, 10. September 2022

»Die Christenbeit oder Europa« von Novalis (K)


»Die Christenbeit oder Europa« ist ein 1799 entstandener Aufsatz von Novalis, der in Dichterkreisen viel diskutiert, jedoch wegen Bedenken auf Anraten Goethes nicht veröffentlicht wurde. Der Aufsatz beschwört die vision eines einheitlichen Europa unter vereinigt in einem gemeinsamen Glauben, der aus der christlichen Vergangenheit des Mittelalters heraufbeschworen wird.

Novalis war ein Genius des Christentums. Für ihn, den Freiherrn Friedrich von Hardenberg, bedurfte es eines größeren Zieles seines Weges, der über die Philosophie und die Kunst führte und nicht über die aktuelle Politik. Immerhin jedoch keimte daraus schließlich der Gedanke an sein Land als Teil eines kontinental-europäischen Staatenbundes.

Novalis'Aufsatz »Die Christenbeit oder Europa« aus dem Jahre 1799 kündete zum erstenmal öffentlich in deutscher Sprache von der Vision einer europäischen Gemeinschaft. Inspiriert von Schleiermachers Schrift, hatte er den Text gerade dem Freundeskreis in Jena vorgetragen.

Denn auf Religion wie auf Politik bezog sich die Vision, die darin ausqesprochen wird, und durch ein ncucs Verständnis von Geschichte sollte sie gerechtfertigt werden. Es werde «so lange Blut über Europa strömen bis die Nationen ihren fürchterlichen Wahnsinn gerecht werden, der sie im Kreise herumtreibt», verkündete Novalis, und dauern werde das, bis «die Christenheit mit neuer Herrlichkeit sichtbar aul Erden in ihr altes friedenstiftendes Ämt»: installiert werde. Daraus ist, wie man will, nichts geworden. Das Reich der Christenheit jedoch ist längst größer im Raum und kleiner in den Köpfen geworden. Kann also die Betrachtung von Novalis' kleiner Schrift mehr sein als der Feststellung einer Ernüchterung und die Abwicklung einer Vision, harre doch Novalis selbst schon Schwierigkeiten damit, verstanden zu werden, a1s er sie zuerst verkündete?

Politisch war es eine turbulente Zeit, als Norvalis das Manuskript seiner Rede über die Christenheit Ende Oktober/Anfang November 1799 niederschrieb. Der französische König Ludwig XVI. wurde 1793 hingerichtet, Papst Pius VI. im Februar 1798 gefangensetzt) der Vatikan in eine Republik umgewandelt und als Pius am 29. August 1799 in französischer Haft starb, die Wahl eines neuen Papstes verboten. Statt seiner hatte ein Herrscher im Reiche der Politik und des Krieges seine Interessen angemeldet: Am 9. Oktober war Napoleon Bonaparte, zwei Jahre jünger als August Wilhelm Schlegel und drei Jahre älter als Hardenberg, von seinem Ägyptenfeldzug, also aus dem «Morgenland», zurückgekehrt, sondern nicht nur mit einer Armee, sondern auch mit einer Änzahl von Wissenschaftlern ausgezogen war. Die aber waren beauftragt mit der Erforschung von Natur und Kultur des Landes, denn ein Stück Orient sollte erobert und durch einen Akt nicht militärischer, sondern intellektueller Besitzergreifung unterworfen werden.

Am 9. November 1799, dem 18. Brumaire, als sich die jungen Literaten gerade in Jena versammelten, stürzte Napoleon in Paris die Direktorialregierung und setzte sich als Erster Konsul ein. Vorausgegangen aber war dem allen eine Dekade der Revolution in Frankreich, deren Folgeerscheinunqen sich nun über Europa auszudehnen begannen, denn mit der Macht über seine eigene Nation wollte sich Napoleon von vornherein nicht begnügen.

Samstag, 16. Juli 2022

Heinrich träumt von der blauen Blume



Im »Ofterdingen« wird es Heinrich eng, nachdem er von der blauen Blume geträumt hat. Er will das Schicksal seines Vaters vermeiden, der lustlos und resigniert seiner Arbeit nachgeht. Heinrich bricht auf zu einer Reise ins Unabsehbare. Gefragt wohin er unterweges sei, antwortet er: immer nach Haus. Es ist das größere, das Ungeheure, das er sucht, und Novalis wollte es ihn auch finden lassen, im fünften oder sechsten Band des als riesenhaften Zyklus angelegten Romans. Aber er starb darüber. Und so blieb der Roman ein Torso der romantischen Autbruchsbewegung.

Samstag, 25. Juni 2022

Novalis Rezeption

Novalis


Schwärmerei, Träumerei und weltfremder Idealismus sind noch die mildesten Vorwürfe, die Novalis zuteil geworden sind; auch Obskurantismus und restauratives Denken glaubte man bei ihm diagnostizieren zu können. Beim offenbar dekadenten Aristokraten schließlich wurden unabgegoltenen Erotik und Nekrophilie gerügt, das er seiner verstorbene Geliebten Sophie von Kühn ein bewegendes Totengedenken schrieb. Nein, er ist nicht sehr gut weggekommen bei seinen Kritikern, und auch eine solide Beschäftigung mit seinem Werk hat dergleichen Vorwürfe und Vorurteile nicht beseitigen können.

Friedrich von Hardenberg

Samstag, 18. Juni 2022

»Heinrich von Ofterdingen« von Novalis




Heinrich von Ofterdingen

Heinrich von Ofterdingen

1802, also ein Jahr nach dem Tod des Autors Novalis, erschien der Roman ›Heinrich von Ofterdingen‹. Er gilt seitdem als der romantische Roman schlechthin.

»Heinrich von Ofterdingen« ist ein 1802 erschienener Roman des deutschen Dichters Novalis. Novalis hat einen Entwicklungsroman geschrieben, den man als spirituellen Roman der deutschen Seele bezeichnen könnte. Leider blieb sein Werk unvollendet. Dennoch hat sein Werk so manchen inspiriert. Heute, da unsere Kultur allmählich unterzugehen droht, könnte man den Roman unter der Fragestellung nach der deutschen Seele und der Art und Weise unserer heimischen Spiritualität lesen.

Novalis ließ dieses Buch als "Roman" veröffentlichen, ist jedoch ein wunderbares Märchen voll von Sehnsucht, Träumerei, Wissensgier und Geschichten. Der junge Heinrich träumt von einer blauen Blume, dem Symbol der Poesie, und möchte seinen Wissensdurst nach der vollendeten, erfüllenden Poesie stillen. Mit wunderschönen Gedankenbildern beschreibt Novalis seine Erlebnisse und Begegnungen. Immer wieder sind wunderschöne Gedichte und Geschichten zu lesen. Vor allem jene Geschichte am Ende des ersten Teils gilt als Wegweisung zum leider unvollendeten zweiten Teil. Dies ist das einzige Manko an diesem Roman, jedoch ein sehr gravierendes. Denn auf Grund Tiecks Bericht (Ende des unvollendeten zweiten Teils) kann man nur erahnen, worauf Novalis Roman enden wollte. So geht auch viel Eigeninterpretation verloren, da unspektakulär das Geheimnis der blauen Blume und die "Aufklärung" der Geschichte Ende des ersten Teils gelüftet wird.
Dennoch zählt das Werk Novalis' zu einem der schönsten Märchen aller Zeiten.

Mit seiner reflexiven Struktur, in der sich Momente des Bildungsromans, symbolische Traumdarstellungen und Märchen ineinander spiegeln und die ein komplexes Beziehungsgefüge von Mythologie, Natur und Geschichte erkennen lassen, gehört Heinrich von Ofterdingen zu den bedeutendsten Werken der deutschen Romantik.

Entstehung: Der auf zwei Teile angelegte Roman um die Gestalt eines historisch nicht nachweisbaren Minnesängers stellt auf vielerlei Weise einen Gegenentwurf zu Goethes »Wilhelm Meisters Lehrjahre« dar. So sehr Novalis die Formvollendung des Wilhelm Meister schätzte, so scharf kritisierte er gleichwohl dessen »bürgerliche und häusliche Geschichte«. Während er bei Goethe das Poetische im Alltäglichen aufgehen sah, konzipierte er selbst eine Transformation des Alltäglichen ins Märchenhafte. Als »Apotheose der Poesie« sollte sich diese vor allem im zweiten Teil des Heinrich von Ofterdingen ereignen, von dem jedoch nur einige Bruchstücke, Skizzen und Gedichte existieren.


Inhalt: Die im Hochmittelalter angesiedelte Handlung stellt den Prozess dar, in dem sich der etwa 20-jährige Heinrich zum Dichter entwickelt.

Der erste Teil – »Die Erwartung« – beginnt mit dem berühmten Traum von der blauen Blume, in deren Kelch Heinrich ein weibliches Gesicht erblickt. Als Ahnung nimmt der Traum die Begegnung mit einer zunächst noch fremden Welt vorweg. In Begleitung von Kaufleuten wird er mit praktischen Lebensverhältnissen sowie mit Märchen und Erzählungen bekannt. Unterwegs begegnet er einem Bergmann, der ihn ins Erdinnere und damit auch ins Innere bzw. in die »fabelhafte Urzeit« der Natur führt. Von einem Einsiedler erhält Heinrich Aufschluss über die Kunst der Geschichtsschreibung, die kein bloßes Registrieren sei, sondern sich immer als deutende Gestaltung vollzieht. In Augsburg trifft Heinrich schließlich den Dichter Klingsohr und verliebt sich in dessen Tochter Mathilde, in deren Gesicht er das Antlitz aus dem Kelch der blauen Blume wieder erkennt. Ein weiterer Traum verkündet ihm Mathildes Tod, zugleich aber auch eine Wiederbegegnung und einen ewigen Bund. Der erste Teil endet mit Klingsohrs allegorischem Märchen, in dem die Kinder Eros (Liebe) und Fabel (Poesie) mit Hilfe von Ginnistan (Phantasie), dem Vater (Sinn), der Mutter (Herz), dem alten Helden und dessen Frau Sophia (Weisheit) das zu Eis erstarrte Reich Arcturs befreien, Arcturs Tochter Freya (Frieden) zur Herrschaft verhelfen und so ein neues Zeitalter herbeiführen.

Im Jahr 1800 entstand der zweiten Teil des Romans „Heinrich von Ofterdingen“, den er geplant hatte, jedoch aufgrund seiner Krankheit und seines frühen Todes nicht vollenden konnte. Sein enger Freund Ludwig Tieck gab den ersten Teil des Romans 1802 nach dem Tod Hardenbergs mit einem Nachwort heraus, in dem er auf der Basis seiner Erinnerungen sowie der Notizen des Autors das Vorhaben des Freundes beschreibt und auf dessen übergeordnetes Ziel hinweist: „Denn es war ihm nicht darum zu tun, diese oder jene Begebenheit darzustellen, eine Seite der Poesie aufzufassen, und sie durch Figuren und Geschichten zu erklären, sondern er wollte, wie auch schon im letzten Kapitel des ersten Teils bestimmt angedeutet ist, das eigentliche Wesen der Poesie aussprechen und ihre innerste Absicht erklären. Darum verwandelt sich Natur, Historie, der Krieg und das bürgerliche Leben mit seinen gewöhnlichsten Vorfällen in Poesie, weil diese der Geist ist, der alle Dinge belebt“. In dem vorliegenden Gedicht geht die Dichtung Hardenbergs sogar über das diesseitige Leben hinaus und beschreibt das Leben im Jenseits mit all seinen sinnlichen und geistigen Genüssen.
Der zweite Teil – »Die Erfüllung« – beginnt mit einem Prolog der Astralis, einem geisterhaften Wesen, das aus der ersten Umarmung Heinrichs mit Mathilde hervorgegangen ist. In den Worten »die Welt wird Traum, der Traum wird Welt« kündigt sich der Übergang des Geschehens ins Märchenhafte an.

Aufbau: Die wechselseitigen Spiegelungen, durch die beispielsweise der Traum von der blauen Blume, das von den Kaufleuten erzählte Atlantis-Märchen, Heinrichs Begegnung mit Mathilde und Klingsohrs Märchen miteinander in Beziehung gesetzt werden, korrespondieren mit der frühromantischen Theorie einer sich selbst reflektierenden und dabei sich potenzierenden Darstellungsform. Klingsohrs Märchen, das die verschiedenen Motive des Romans auf neue Weise miteinander kombiniert, geht daher auch weit über eine Allegorie hinaus.

Wirkung: Die blaue Blume wurde zum Inbegriff der romantischen Sehnsucht und als solche schwärmerisch verehrt oder als Weltfremdheit verworfen. Eine eingehendere Rezeption des Romans erfolgte erst im 20. Jahrhundert, vor allem im Zuge des Symbolismus.


Heinrich von Ofterdingen


Der Dichter und Naturschwärmer Novalis (1772 - 1801) in seinem Roman »Heinrich von Ofterdingen« in der »Blauen Blume« ein Symbol der romantischen Poesie.


Literatur:

Heinrich von Ofterdingen

Heinrich von Ofterdingen von Novalis

Samstag, 21. Mai 2022

»Novalis: Biographie« von Wolfgang Hädecke

Novalis von Wolfgang Hädecke



Im August 2011 ist eine umfangreiche 360-seitige Novalis-Biographie von Wolfgang Hädecke erschienen.

Friedrich von Hardenberg, der sich selbst Novalis nannte, war das junge Genie unter den deutschen Romantikern. Er studierte Jura und Bergbau, begeisterte sich für die Französische Revolution, dichtete, schrieb Romane und entwarf philosophische Abhandlungen über Fichte und Kant.

Wolfgang Hädecke erzählt sein kurzes und intensives Leben zwischen den Bergwerken im Herzen Deutschlands und den europäischen Ideen von Aufklärung und Idealismus.

Der Autor ist ein Philologe, der lange Zeit in Weißenfels gelebt hat, also genau dort, wo Novalis auch den größten Teil seiner Kindheit und Jugend verbracht hat. Mir wurde dadurch erst rückblickend klar, warum das Buch vor allem das Lokalkolorit der Landschaft so brillant auffängt.

Wolfgang Hädecke hat in seiner Biographie "Novalis" das gelungene Kunststück vollbracht, Leben und Werk des Frühromantikers Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis, gleichberechtigt nebeneinander zu beschreiben und lässt dabei Novalis in Form von umfangreichen Zitaten auch selbst zu Wort kommen.

Das leider nur zur kurze Leben des Friedrich von Hardenberg (1772 - 1801) wird in dem 360 Seiten starken Buch sehr anschaulich, respektvoll, lebhaft, spannend und unter stetiger gleichzeitiger Betrachtung des Werkes und der Konversation mit seinen Freunden geschildert. Hädecke ist die Bewunderung und reiche Kenntnis der Werke und der Person des Novalis in jeder Phase anzumerken, trotzdem ist dieses Buch keine Hommage an den Dichter sondern eine gelungene Annäherung an die Persönlichkeit einer Ausnahmeerscheinung die absolutes Lob verdient.

Hädecke versteht es gekonnt, trotz seines nicht einfachen Schreibstils der die ganze Aufmerksamkeit des Lesers ständig fordert, durchweg den Leser in seinen Bann zu ziehen und dem Leser ein umfassendes Porträt seines Biographierten zu präsentieren. Die umfangreichen Beziehungen und der intensive gedankliche Austausch mit anderen Frühromantikern seiner Zeit wird ebensolche Aufmerksamkeit geschenkt, wie dem eigenen Werk .

Vieles, was damals zum Verständnis von Natur und Gesellschaft gedacht, gelebt und geschrieben wurde, besitzt heute wieder große Aktualität.

Novalis Biografie:

Novalis von Wolfgang Hädecke


Novalis: Biographie von Wolfgang Hädecke

Samstag, 14. Mai 2022

Novalis-Museum Schloss Oberwiederstedt

Schloss Oberwiedersedt

Novalis - sein bürgerlicher Name war Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg - wurde vor 250 Jahren am 2. Mai 1772 auf dem Familiengut Oberwiederstedt (heute Wiederstedt) nahe Hettstedt als Sohn eines Salinendirektors geboren. Friedrich von Hardenberg war das zweite von elf Kindern der Familie.Novalis war ein bedeutender Dichter der Romantik des ausgehenden 18. Jahrhunderts.



Das Novalis-Museum Schloss Oberwiederstedt mit der Forschungsstätte für Frühromantik befindet sich an authentischem Ort, wo 1772 Georg Philipp Friedrich von Hardenberg geboren wurde. Obwohl bereits 1801 verstorben, ist er heute unter dem Namen Novalis einer der bedeutendsten Dichter der Frühromantik, bekannt u. a. durch Gedichte wie die „Hymnen an die Nacht“ oder die Blaue Blume aus dem Roman „Heinrich von Ofterdingen“.

Das Renaissanceschloss ist der Geburtsort des Juristen und Bergbauingenieurs Friedrich von Hardenberg, der sich für sein dichterisches Schaffen das Pseudonym "Novalis" zulegte. Neben Tieck und den Brüdern Schlegel gilt Novalis ("Hymnen an die Nacht", "Heinrich von Ofterdingen") als wichtigster Vertreter der Frühromantik.

Das 1988 durch eine Bürgerinitiave vor dem Abriss bewahrte Schloss beherbergt heute ein Museum, eine Forschungsstätte für Frühromantik und die MuseumsAkademie Novalis. Der Schlosspark mit Lindenallee und Blauem Garten lädt ebenso zum Spazierengehen ein wie die Märchenrosenterrasse.
Schloss Oberwiederstedt ist Sitz der Internationalen Novalis-Gesellschaft e. V. und der Stiftung "Wege wagen mit Novalis" sowie Kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung (KGO).

Zu Hardenbergs Freunden gehörten im Jenaer Kreis Tieck, Schelling und die Brüder Schlegel. Als Jurist qualifizierte er sich zum Bergbauingenieur und Salinenspezialisten. In seiner vielseitig interessierten Person verbinden sich an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert Philosophie, Naturwissenschaft, Technologie und Dichtung in einzigartiger Weise.


Das Schloss in Oberwiederstedt ist ein lebendiges Literaturmuseum, das das geistige Erbe des Dichters pflegt. In der Dauerausstellung begegnet man Novalis und seiner Familie; thematische Ausstellungen führen in seine Ideenwelt. Vorträge, literarische und musikalische Veranstaltungen für Jung und Alt und ein Festival der Märchen gehören ebenso zum Programm wie Workshops und Tagungen der Forschungsstätte. Archiv und Bibliothek stehen allen interessierten Lesern, Schülern, Studenten und Wissenschaftlern offen. Die Internationale Novalis-Gesellschaft sowie die Novalis-Stiftung „Wege wagen mit Novalis“ haben hier ihren Sitz. Der Blaue Garten, Lindenallee und üppige Märchenrosenbeeten laden Besucher aus aller Welt zum Spazieren ein.

Weblinks:

Novalis-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Novalis-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Die grossen Meister der Feder I - www.wissen.de

Novalis-Museum Schloß Oberwiederstedt

»Die Quelle« von Novalis


Murmle stiller, Quellchen, durch den Hain,
Hold durchflochten von der Sonne Schimmer,
Singe deine süßen Lieder immer
Sanft umdämmert von den Frühlingsmai′n.

Philomele ruft Akkorde drein,
Leiser Liebe zärtliches Gewimmer,
Da wo sich das zarte Ästchen krümmer
Neiget zu der Welle Silberschein.

Käme Molly doch hieher gegangen,
Wo Natur im Hirtenkleide schwebt,
Allgewaltig mir im Busen webt,

Reizvoll würde sie die auch umfangen,
Und vergessen ließ ein einzger Kuß
Uns vergangnen Kummer und Verdruß.

»Die Quelle« von Novalis (* 02.05.1772, † 25.03.1801)

Friedrich von Hardenberg Studium

Novalis


Nach Jena folgten für Friedrich von Hardenberg anderthalb Jahre an der Universität Leipzig bis März 1793 und darauf bis Juni 1794 zum Abschluß des Studiums ein Besuch der alten, kleinen Universität Wittenberg, deren Ruf als Ort zur Vorbereitung für die Praxis verwaltungstechnischer Arbeit schon Shakespeaeres Hamlet propagiert hatte. Aber erst der Theologe Martin Luther hatte durch sein gelehrtes Wirken und der Kirche der Stadt ihre spätere Bedeutung verliehen.

Samstag, 7. Mai 2022

»Der Herr der Erde« von Novalis




Der ist der Herr der Erde
Der ist der Herr der Erde,
Wer ihre Tiefen mißt,
Und jeglicher Beschwerde
In ihrem Schoß vergißt.

Wer ihrer Felsenglieder
Geheimen Bau versteht,
Und unverdrossen nieder
Zu ihrer Werkstatt geht.

Er ist mit ihr verbündet,
Und inniglich vertraut,
Und wird von ihr entzündet,
Als wär sie seine Braut.

Er sieht ihr alle Tage
Mit neuer Liebe zu
Und scheut nicht Fleiß und Plage,
Sie läßt ihm keine Ruh.

Die mächtigen Geschichten
Der längst verfloßnen Zeit,
Ist sie ihm zu berichten
Mit Freundlichkeit bereit.

Der Vorwelt heilge Lüfte
Umwehn sein Angesicht,
Und in die Nacht der Klüfte
Strahlt ihm ein ewges Licht.

Er trifft auf allen Wegen
Ein wohlbekanntes Land,
Und gern kommt sie entgegen
Den Werken seiner Hand.

Ihm folgen die Gewässer
Hülfreich den Berg hinauf;
Und alle Felsenschlösser,
Tun ihre Schätz ihm auf.

Er fährt des Goldes Ströme
In seines Königs Haus,
Und schmückt die Diademe
Mit edlen Steinen aus.

Zwar reicht er treu dem König
Den glückbegabten Arm,
Doch frägt er nach ihm wenig
Und bleibt mit Freuden arm.

Sie mögen sich erwürgen
Am Fuß um Gut und Geld;
Er bleibt auf den Gebirgen
Der frohe Herr der Welt.



Video:

Der Herr der Erde - Youtube

Montag, 2. Mai 2022

Friedrich Freiherr von Hardenberg 250. Geburtstag

Novalis


Am 2. Mai jährt sich der Geburtstag des Dichters Friedrich Freiherr von Hardenberg zum 250. Male. Friedrich Freiherr von Hardenberg wurde vor 250 Jahren am 2. Mai 1772 geboren.

Nicht nur im Werk, auch in der Kürze seines Lebens, auch in den äußeren Gegensätzen zwischen Alltagsleben und Dichtung liegt eine Faszination an der Person, welche die Jahrhunderte spielend überdauert hat. Faszination für 'Novalis', für das ätherisch abgehobene, feinfühlige, romantische des Dichters, der 'Schmetterlinge lachen hörte', weniger aber für jenen Friedrich von Hadenberg, der als Beamter, als Bergbauingenieur seinen Alltag durchaus bestanden hat und auch in dieser Hinsicht weitere Pläne verfolgte, die nur durch seinen Tod einen plötzlichen Abbruch erfuhren.

Es gibt sie aber, die Verbindungslinien zwischen beiden 'Existenzen'. Es sind nicht 'zwei Seelen' die in einer Brust konkurrierten. Aber man muss schon genau hinschauen, um das eine im anderen zu erkennen und den Dichter aus dem Alltagsleben heraus mit ableiten zu können. Gerhard Schulz schaut genau hin und ist in der Lage, diese Verbindungen aufzuzeigen, indem er das Leben des Friedrich von Hardenberg biographisch nachzeichnet.

Friedrich Freiherr von Hardenberg von einem unerschütterlichen Glauben an die eigene Mission angetrieben, die Welt zu Romantisieren. Friedrich von Hardenberg war ein fleißiger junger Poet, lange bevor er zum Dichter Novalis wurde. Novalis begeisterte sich schon früh für alles Schöngeistige, insbesondere die Dichtung, wovon seine vielen Jugendgedichte (Jugendwerk 1788-1791) ein lebendiges Zeugnis ablegen.

Friedrich Freiherr von Hardenberg hatte viele Talente: er war Jurist, Bergwerksdirektor und Philosoph. Bekannt wurde er als ein bedeutender Dichter der Frühromantik. Seine poetischen und philosophischen Gedichte übten einen starken Einfluss auf die Romantik aus. Während seines Jura-Studiums in Jena, Leipzig und Wittenberg lernte er Friedrich Schiller und Friedrich von Schlegel kennen und befasste sich mit den philosophischen Ideen von Kant und Fichte. Anschließend übernahm er eine Stelle im Salinenwerk in Weissenfels.



In den Werken von Novalis spiegelt sich die romantische Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, dem Phantastischen, dem Ahnungsvollen, nach der Kindheit, nach der Philosophie und Religion wieder.

Die romantische Bewegung beginnt im ausgehenden 18. Jahrhundert. Sie reift parallel mit der Aufklärung, dem Nützlichkeitsstreben und der beginnenden Industrialisierung. Ihr Markenzeichen ist die blaue Blume, entnommen aus dem Beginn des unvollendet gebiebenen Bildungsromans "Heinrich von Ofterdingen" des jungen Autoren Friedrich von Hardenberg, der sich den Künstlernamen Novalis aneignete:

Sein bedeutendstes Werk ist der unvollendete Roman "Heinrich von Ofterdingen" (1802) mit dem Symbol der Blauen Blume. Charakteristisch für seine von der Mystik beeinflussten Dichtkunst sind vor allem die "Hymnen an die Nacht" (1800).

Zu seinen bedeutendsten Werken zählen sein Fragment "Blütenstaub" (1798), "Hymen an die Nacht" (1800), "Heinrich von Ofterdingen" (1802) und der Aufsatz "Die Christenheit oder Europa" (1799).

Seit August des Jahres 1800 erkrankte Novalis an Schwindsucht. Novalis starb am 25. März 1801 in Weißenfels. Novalis' Schriften wurden erst nach seinem Tode veröffentlicht. Sie erschienen erstmals 1802 und wurden von Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck herausgegeben.

Literatur:

Novalis - Poesie und Poetik Novalis - Poesie und Poetik von Novalis

Novalis Werke Novalis Werke von Novalis

Weblinks:

Georg Philipp Friedrich von Hardenberg wurde vor 250 Jahren am 2. Mai 1772 geboren. Novalis - eigentlich Georg Philipp Friedrich von Hardenberg - war ein berühmter Dichter des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Novalis gilt als einer der wichtigsten deutschen Frühromantiker.

Friedrich von Hardenberg war ein fleißiger junger Poet, lange bevor er zum Dichter Novalis wurde.
Novalis begeisterte sich schon früh für alles Schöngeistige, insbesondere die Dichtung, wovon seine vielen Jugendgedichte (Jugendwerk 1788-1791) ein lebendiges Zeugnis ablegen.

Novalis hatte viele Talente: er war Jurist, Bergwerksdirektor und Philosoph. Bekannt wurde er als ein bedeutender Dichter der Frühromantik.

Seine poetischen und philosophischen Gedichte übten einen starken Einfluss auf die Romantik aus. Während seines Jura-Studiums in Jena, Leipzig und Wittenberg lernte er Friedrich Schiller und Friedrich von Schlegel kennen und befasste sich mit den philosophischen Ideen von Kant und Fichte. Anschließend übernahm er eine Stelle im Salinenwerk in Weissenfels.



Novalis war angetrieben von einem unerschütterlichen Glauben an die eigene Mission, der Romantisierung der Welt.

Seine poetischen und philosophischen Gedichte übten einen starken Einfluss auf die Romantik aus. Während seines Jura-Studiums in Jena, Leipzig und Wittenberg lernte er Friedrich Schiller und Friedrich von Schlegel kennen und befasste sich mit den philosophischen Ideen von Kant und Fichte. Anschließend übernahm er eine Stelle im Salinenwerk in Weissenfels.

Novalis

In den Werken von Novalis spiegelt sich die romantische Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, dem Phantastischen, dem Ahnungsvollen, nach der Kindheit, nach der Philosophie und Religion wieder.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören der Roman »Heinrich von Ofterdingen«, »Hymnen an die Nacht« und seine Fragmente »Blüthenstaub« und »Die Lehrlinge zu Sais«.

Sein bedeutendstes Werk ist der unvollendete Roman »Heinrich von Ofterdingen« (1802) mit dem Symbol der Blauen Blume. Charakteristisch für seine von der Mystik beeinflussten Dichtkunst sind vor allem die »Hymnen an die Nacht« (1800).

Novalis


Novalis-Blog
In dem Roman »Heinrich von Ofterdingen« schickt er seinen Helden auf eine lange Reise in exotische Länder. immer auf der Suche nach der geheimnisvollen blauen Blume, ein zentrales Symbol der Romantik. Sie steht für Sehnsucht und Liebe und für das metaphysische Streben nach dem Unendlichen. Die "blaue Blume" symbolisiert die romantische Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, dem Phantastischen, dem Ahnungsvollen, nach der Kindheit, nach der Philosophie und Religion und dem Unendlichen.



Eine Krankheit setzte seinem hoffnungsvollen Leben früh ein Ende. Seit August des Jahres 1800 erkrankte Novalis an Schwindsucht. Novalis starb am 25. März 1801 in Weißenfels.

Novalis' Schriften wurden erst nach seinem Tode veröffentlicht. Sie erschienen erstmals 1802 und wurden von Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck herausgegeben.

Novalis von Wolfgang Hädecke

Die eigentliche Wirkungsgeschichte seines Werkes begann erst nach seinem Tode, als Ludwig Tieck und Friedrich Schlegel 1800, einige der nachgelassenen Werke herausgaben, den in seinem ersten Teil fertiggestellten Roman »Heinrich von Ofterdingen«, das Romanfragment »Die Lehrlinge zu Sais« und die »Geistlichen Lieder«. Den Aufsatz »Die Christenheit oder Europa« ungekürzt der Öffentlichkeit bekannt zu machen, wagten die Herausgeber nicht.

Literatur:

Novalis - Poesie und Poetik
Novalis - Poesie und Poetik
von Novalis

Novalis Werke
Novalis Werke
von Novalis


Weblinks:

Die grossen Meister der Feder I - www.wissen.de

Novalis Weissenfels - www.novalis-weissenfels.de

Novalis-Museum Schloß Oberwiederstedt

Samstag, 30. April 2022

Novalis-Ausstellung im Schloß Oberwiederstedt zum 250. Geburtstag

Schloß Oberwiederstedt


Dem 250. Geburtstag des Dichters Novalis sind in Sachsen-Anhalt verschiedene Veranstaltungen gewidmet. Im Museum in seinem Geburtshaus in Oberwiederstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) wird am 1. Mai mit einer festlichen Veranstaltung eine neue Dauerschau eröffnet. Im Museum in seinem Geburtshaus in Oberwiederstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz wird am 1. Mai mit einer festlichen Veranstaltung eine neue Dauerschau eröffnet.

In dem Schloss kam am 2. Mai 1772 Friedrich von Hardenberg zur Welt. Der Poet der Romanik wurde unter dem Pseudonym "Novalis" ("Hymnen an die Nacht") bekannt. Der Dichter gilt als einer der wichtigsten Protagonisten der Frühromantik.

Dieser Zeit widmet sich zudem eine Forschungsstätte, die im Schloss Oberwiederstedt ansässig ist. Eine Festwoche widmet die Stadt Weißenfels (Burgenlandkreis) dem Leben und Werk des Dichters vom 1. bis 7. Mai, wie eine Sprecherin mitteilte. Dazu gehören eine Ausstellung, Lesungen und eine musikalisch-literarische Veranstaltung unter dem Motto zum "Klang der Blauen Blume". Novalis war 1801 in Weißenfels gestorben. Sein früheres Wohnhaus ist heute ein Museum.

Unterdessen zeigt die Kunststiftung Sachsen-Anhalt unter dem Motto "Poesie und Verstand - Eine Widmung an Novalis" in Halle noch bis zum 29. Mai eine Ausstellung. Zeitgenössische Künstler setzen sich den Angaben zufolge in 30 Arbeiten mit dem Leben und Werk des Dichters auseinander.

Mittwoch, 27. April 2022

Novalis - der Neuland Bestellende

Novalis


Im Februar 1798 schickte Georg Philipp Friedrich von Hardenberg ein Manuskript an seinen Freund August Wilhelm Schlegel mit der Bitte: "Hätten Sie Lust öffentlichen Gebrauch davon zu machen, so würde ich um die Unterschrift Novalis bitten, welcher ein alter Geschlechtsname von mir ist, und nicht ganz unpassend."

Es war eine alte Seitenlinie der Hardenbergs, welche sich nach einem Besitztum "von Rode(n)" oder latinisiert "de Novali" bezeichnete. Von diesem "de Novali"leitete Friedrich von Hardenberg sein dichterisches Pseudonym "Novalis"ab. Novalis bedeutet "Der Neuland-Bestellende". Tatsächlich verstand sich Friedrich von Hardenberg auf dem literarischen Feld als ein solcher.

Als er zu Ostern 1798 seine Fragment-Sammlung "Blüthenstaub" für die Zeitschrift "Athenaeum" herausgab, stellte er sich der Öffentlichkeit als Novalis vor. "Fragmente dieser Art sind literarische Sämereien. Es mag freilich manches taube Körnchen darunter sein: indessen, wenn nur einiges aufgeht!"

Biografie:

Novalis Leben und Werk
Novalis: Leben und Werk
Friedrich von Hardenbergs
von Gerhard Schulz

Samstag, 19. März 2022

Sophie von Kühn 225. Todestag

Sophie von Kühn
Friedrich Hardenbergs große Liebe

Sophie von Kühn starb vor 225 Jahren am 19. März 1797 in Grüningen. Sophie von Kühn war die Verlobte Friedrich von Hardenbergs (Novalis), die im Alter von 15 Jahren starb und deren Andenken er in vielen seiner Werke, insbesondere in den »Hymnen an die Nacht« (1800), eindrücklich bewahrt hat.

Sophie war die Stieftochter des Hauptmanns Johann Rudolph von Rockenthien und Tochter der Sophie Wilhelmine von Kühn. Auf dem Schloss Grüningen im heutigen Thüringen begegneten sich am 17. November 1794 die zwölfjährige Sophie und der 22-jährige Novalis zum ersten Mal. Novalis teilte seinem Bruder Erasmus von Hardenberg in einem Brief darüber mit, dass eine „Viertelstunde“ über sein Leben entschieden habe.

Am 15. März 1795, kurz vor ihrem dreizehnten Geburtstag, gab es dann schon ein inoffizielles Verlöbnis mit Friedrich von Hardenberg.

Im November 1795 wurde Sophie schwer krank, erholte sich aber scheinbar wieder. Nach drei schweren Operationen (damals noch ohne Narkose) zwischen Mai und Juli 1796 verstarb sie jedoch am 19. März 1797 auf dem Schloss Grüningen.


Seine Beziehung zu Sophie von Kühn, der großen Liebe Novalis, die leider viel zu früh und noch vor der geplanten Eheschließung in jungen Jahren verstarb. Novalis war vom Verlust tief getroffen und entwickelte Todessehnsucht, er wollte der Geliebten nachsterben.

Sophie von Kühn wurde am 17. März 1782 geboren.

Samstag, 12. Februar 2022

Friedrich von Hardenbergs Manuskript an Schlegel

Novalis


Im Februar 1798 schickte Georg Philipp Friedrich von Hardenberg ein Manuskript an seinen Freund August Wilhelm Schlegel mit der Bitte: "Hätten Sie Lust öffentlichen Gebrauch davon zu machen, so würde ich um die Unterschrift Novalis bitten, welcher ein alter Geschlechtsname von mir ist, und nicht ganz unpassend."

Es war eine alte Seitenlinie der Hardenbergs, welche sich nach einem Besitztum "von Rode(n)" oder latinisiert "de Novali" bezeichnete. Von diesem "de Novali"leitete Friedrich von Hardenberg sein dichterisches Pseudonym "Novalis"ab. Novalis bedeutet "Der Neuland-Bestellende". Tatsächlich verstand sich Friedrich von Hardenberg auf dem literarischen Feld als ein solcher.

Als er zu Ostern 1798 seine Fragment-Sammlung "Blüthenstaub" für die Zeitschrift "Athenaeum" herausgab, stellte er sich der Öffentlichkeit als Novalis vor. "Fragmente dieser Art sind literarische Sämereien. Es mag freilich manches taube Körnchen darunter sein: indessen, wenn nur einiges aufgeht!"

Biografie:

Novalis Leben und Werk
Novalis: Leben und Werk
Friedrich von Hardenbergs
von Gerhard Schulz

Samstag, 15. Januar 2022

»Die Christenheit oder Europa« von Novalis

»Die Christenheit oder Europa« von Novalis

Novalis‘ Text, zu seiner Zeit für eine Veröffentlichung in der Zeitschrift »Athenäum« vorgesehen, wurde vom Jenaer Romantikertreffen im November 1799 als zu „schwach und ungenügend“ empfunden und somit erst im Jahre 1826 auf Veranlassung von Georg Reimer posthum veröffentlicht und gedruckt.

Zu Beginn des Textes präsentiert Novalis der Frühromantik entsprechend das Mittelalter als einen Idealzustand, in welchem die Menschen von den Geistlichen gleich „erfahrnen Steuerleute[n]“[5] geleitet, beschützt und beraten werden. Der Papst tritt als Friedensvermittler zwischen den Völkern auf und „mit Recht“ widersetzt sich die Kirche den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, da abzusehen ist, dass die Bevölkerung „das eingeschränkte Wissen dem unendlichen Glauben vorziehn würde und sich gewöhnen würde alles Große und Wunderwürdige zu verachten“ .

Novalis ist dem Fortschritt und den Wissenschaften keineswegs abgeneigt, gerade „das gewaltige Emporstreben aller andern menschlichen Kräfte“ empfindet er im Schoße der Kirche als bereichernd, jedoch „war die Menschheit für dieses herrliche Reich [noch] nicht reif, nicht gebildet genug“ (N, S.24). Novalis kritisiert hier also keineswegs die Herausbildung der Vernunft alleine, sondern bemängelt die daraus resultierende Abwendung von Glaube und Kirche. Denn zu dieser kommt es letztlich und die Menschen Europas werden in den Augen Novalis aus diesem Ideal-Zustand des Mittelalters und der harmonischen Entwicklung der „Wissenschaften des Lebens und der Künste“ herausgerissen: „So fällt die schöne Blüte seiner Jugend, Glauben und Liebe ab, und macht den derbern Früchten, Wissen und Haben Platz.“

In der Folge bleiben auch die Vertreter des Glaubens nicht von dieser Entwicklung verschont: „Sie (die Geistlichkeit) war stehen geblieben im Gefühl ihres Ansehens und ihrer Bequemlichkeit, während die Laien […] mächtige Schritte auf dem Wege der Bildung vorausgetan hatten. In der Vergessenheit ihres eigentlichen Amts […] waren ihnen die niedrigen Begierden zu Kopf gewachsen.“ Die rationale Erkenntnis und der Drang nach materiellem Reichtum treten in den Vordergrund.

So ist auch die Reformation durch Luther eine legitime Revolution gegen die herrschenden Zustände in der Kirche, jedoch muss Novalis feststellen, dass dadurch kein besserer Zustand erreicht, sondern vielmehr die Kirche und deren Einheit zerschlagen wird, denn „sie (die Protestanten) trennten das Untrennbare, teilten die unteilbare Kirche und rissen sich frevelnd aus dem allgemeinen christlichen Verein, durch welchen und in welchem allein die echte, dauernde Wiedergeburt möglich war.“ (N, S. 27f.)

Die weltlichen Fürsten schlagen in der Folgezeit Kapital aus der zerschlagenen Einheit, indem sie „diese Streitigkeiten zur Befestigung und Erweiterung ihrer landesherrlichen Gewalt und Einkünfte“ (N, S. 28) nutzen. Die Religion wird „irreligiöser Weise in Staats-Grenzen eingeschlossen“ (N, S. 28) und verliert damit „ihren großen politischen friedestiftenden Einfluss, ihre eigentümliche Rolle des vereinigenden individualisierenden Prinzips“ (N, S. 28). Hierbei ist auch erwähnenswert, dass zur Zeit der Entstehung des Textes der Papst von den französischen Truppen in Italien abgesetzt und verschleppt worden war und somit zu jener Zeit das Oberhaupt der katholischen Christenheit fehlte: „Das Papsttum liegt im Grabe (N, S. 47) […] Die neure Politik entstand erst in diesem Zeitpunkt, und einzelne mächtige Staaten suchten den vakanten Universalstuhl, in einen Thron verwandelt, in Besitz zu nehmen.“ (N, S. 30)

Zu den weltlichen Einflüssen, die der Spaltung der Kirche geschuldet sind, zählt auch die Aufklärung mit dem aufkommenden Gefühl der Mündigkeit hinzu, was zu weiterer Abkehr von Phantasie und Gefühl und einen Hass gegen die Religion führt: „Der anfängliche Personalhaß ging allmählich in Haß gegen die Bibel, gegen den christlichen Glauben und endlich gar gegen die Religion über. Noch mehr – der Religions-Haß dehnte sich sehr natürlich und folgerecht auf die Gegenstände des Enthusiasmus aus, verketzerte Phantasie und Gefühl, […] setzte den Menschen mit Not oben an, und machte die unendliche schöpferische Musik des Weltalls zum einförmigen Klappern einer ungeheuren Mühle, die vom Strom des Zufalls getrieben und auf ihm schwimmend, eine Mühle an sich, ohne Baumeister und Müller […] sei.“ (N, S. 34)

Dieser haltlose Zustand stellt für Novalis aber nur einen nötigen Zwischenschritt zur Wiederauferstehung der Religion dar, denn „wahrhafte Anarchie ist das Zeugungselement der Religion. Aus der Vernichtung alles Positiven hebt sie ihr glorreiches Haupt als neue Weltstifterin empor.“ (N, S. 37) So kann er die Revolutionäre und „Staatsumwälzer“ auch nur belächeln, die von der Meinung beseelt sind, man könne einen Staat umwälzen und diesen dauerhaft etablieren, wenn man die „Tendenz nach der Erde behält“ (N, S. 38).

Daraufhin wendet sich Novalis einem Blick in die Zukunft zu, in der die Religion wieder auferstehen wird. „Eine neue goldne Zeit mit dunkeln unendlichen Augen, eine prophetische wundertätige und wundenheilende, tröstende und ewiges Leben entzündende Zeit“ (N, S. 41) wird kommen und die Menschen erneut vereinen und in Frieden zusammenführen. Denn nach Meinung Novalis‘ „ist [es] unmöglich, daß weltliche Kräfte sich selbst ins Gleichgewicht setzen, ein drittes Element, das weltlich und überirdisch zugleich ist, kann allein diese Aufgabe lösen. […] Nur die Religion kann Europa wieder aufwecken und die Völker sichern, und die Christenheit mit neuer Herrlichkeit sichtbar auf Erden in ihr altes friedensstiftendes Amt installieren.“ (N, S. 45f.)

Seine Schlussforderung ist dann auch die folgende: „Die Christenheit muß wieder lebendig und wirksam werden, und sich wieder ein[e] sichtbare Kirche ohne Rücksicht auf Landesgrenzen bilden, die alle nach dem Überirdischen durstige Seelen in ihren Schoß aufnimmt und gern Vermittlerin, der alten und neuen Welt wird. […] Aus dem heiligen Schoße eines ehrwürdigen europäischen Konsiliums wird die Christenheit aufstehn, und das Geschäft der Religionserweckung nach einem allumfassenden, göttlichen Plane betrieben werden. Keiner wird dann mehr protestieren gegen christlichen und weltlichen Zwang, denn das Wesen der Kirche wird echte Freiheit sein, und alle nötigen Reformen werden unter der Leitung derselben, als friedliche und förmliche Staatsprozesse betrieben werden.“ (N, S. 48)

Novalis-Biografie:

Novalis Leben und Werk
Novalis: Leben und Werk Friedrich von Hardenbergs von Gerhard Schulz


„Ach! Wär ich nie in eure Schulen gegangen. […] Ich bin so recht vernünftig geworden, […] bin nun vereinzelt in der schönen Welt, bin so ausgeworfen aus dem Garten der Natur, wo ich wuchs und blühte, und vertrockne an der Mittagssonne“. Ähnlich wie Hölderlin kritisiert auch Novalis in seinem Fragment »Christenheit oder Europa« (1799) die kalte Vernunft der Aufklärung, durch welche die Phantasie und der Glaube verdrängt wurden. Er erinnert sich an „schöne, glänzende Zeiten, wo Europa ein christliches Land war“[2] und hofft in seiner Darstellung der Geschichte Europas auf eine Wiederauferstehung des Christentums und der Wiederherstellung ähnlich goldener Zeiten.

Entscheidend für Novalis ist hierbei, dass sich Vernunft und Glaube, Irdisches und Metaphysisches ins Gleichgewicht setzen müssen. Und genau darauf soll dieser Essay aufbauen. Europa braucht zusätzlich zu der Rationalität als ein ihm durchaus charakteristisches Merkmal ein Element, welches eben jener seine Grenzen aufweist und ein Gegengewicht darstellt. Die goldene Mitte[3] wurde zusehends aus dem Blick verloren und ein wichtiger Schritt in diese Richtung könnte in einer Rückbesinnung Europas auf seine kulturellen, religiösen und geschichtlichen Wurzeln gefunden werden.

Gerade an den heutigen Diskussionen über Europa und seiner Identität, über das Christentum in einem säkularisierten Zeitalter oder darüber, inwiefern das Christentum einen Platz in der europäischen Verfassung einnehmen sollte, wird deutlich, wie präsent das von Novalis abgehandelte Thema nach wie vor noch bzw. wieder ist.


Novalis’ 1826 posthum unter dem Titel »Die Christenheit oder Europa« veröffentlichte Rede stellt inhaltlich knapp zusammengefasst den Entwurf einer idealen Zeit dar, in der weltliche Kräfte in einer friedlichen Zeit unter einem Oberhaupt (Papst) sinnvoll geordnet sind. Nach einer Zeit des Niedergangs und Verfalls wird eine in der Zukunft angesiedelte Verjüngung der Geschichte und eine Wiedervereinigung Europas unter dem Schutz des Christentums verkündet.